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Mauersegler gefunden – was nun?

Bitte den Findling in jedem Fall so schnell wie möglich einem „Experten“ vorstellen! Dies sind vogelkundige Tierärzte und private Vogelstationen. Entsprechende Adressen sind meist den Tierärzten, dem Tierschutzverein, dem Tierheim, den Naturschutzverbänden und den Biologischen Stationen bekannt.

Wann benötigt ein Mauersegler menschliche Hilfe?

Ein gesunder, erwachsener Mauersegler kann in der Regel selbständig vom Boden aus auffliegen. Ein Mauersegler, der am Boden sitzt, benötigt folglich immer Hilfe

Erwachsene Segler fallen vor allem Schlechtwetterperioden und Unfällen zum Opfer oder verirren sich auf der Suche nach einem geeigneten Nistplatz auf Dachböden oder in Zimmern.

Aufgrund großer Hitze und aber auch bei Kälteeinbrüchen krabbeln junge Segler oft unruhig im Nest umher. Sie suchen Abkühlung bzw. haben großen Hunger und wagen sich deshalb zu nah an den Eingang der Bruthöhle. Aber auch Dacharbeiten, die ja in der Regel im Sommer zur Brutzeit vorgenommen werden, können eine ganze Brut heimatlos machen, so dass die jungen Segler auf menschliche Pflege angewiesen sind. Ebenso können ungünstige Bedingungen auf seinem Jungfernflug auch einen gesunden Jungsegler zur Notlandung zwingen.

Ohne Grund wird kein Mauersegler am Boden gefunden!

Woran erkennt man, dass es dem Findling nicht gut geht?

Symptome hierfür können sein:

  • Das Gefieder ist gesträubt, die Augen sind geschlossen.
  • Der Vogel zittert und fühlt sich kalt an.
  • Der Vogel ist völlig abgemagert und „federleicht“.
  • Der Rachen ist grau oder weiß gefärbt, statt rosa.
  • Der Vogel weist Verletzungen auf.

Meist ist der Vogel zumindest völlig erschöpft und darf deshalb keinesfalls zwecks „Starthilfe“ in die Luft geworfen werden (siehe „Wie wird ein Mauersegler gestartet?“). Überhaupt gilt: Einen Vogel nie einfach hochwerfen! Schwere, sogar tödliche Verletzungen können die Folge sein!

Es macht übrigens keinen Sinn, abgestürzte Jungsegler wieder in ihr Nest zurückzusetzen. Meistens landen die Vögel aus denselben Gründen wie beim ersten Mal wieder am Boden, wobei sich das Verletzungsrisiko verdoppelt hat.

Der gefundene Vogel sitzt möglicherweise schon längere Zeit hilflos, durstig, hungrig und vielleicht auch verletzt am Boden. Deshalb benötigt er sofort Hilfe:

  1. Um den Vogel zunächst einmal mit Flüssigkeit zu versorgen, wird Wasser tropfenweise mit dem Finger an den Schnabelrand gestrichen. Keine Fütterversuche an Vögeln vornehmen, die sich im Schockzustand befinden und „nicht ansprechbar“ sind.


  2. Das Tier sollte in einem mit Küchentüchern ausgelegten Karton oder einer Plastikschüssel untergebracht werden. Niemals darf ein Mauersegler in einen Vogelkäfig gesetzt werden! Das Klettern an den Gitterstäben beschädigt das Gefieder. Ein nicht mehr intaktes Großgefieder ist für einen Mauersegler gleichbedeutend mit einem Todesurteil.Wenn möglich, sollte der Vogel gewogen werden. Ein befiederter Mauersegler der weniger als 30 Gramm wiegt, befindet sich in einem sehr kritischen Zustand. Unterkühlte und abgemagerte Vögel müssen warmgehalten werden (Wärmflasche/Wärmelampe; die Temperaturen sollten ziwschen 32° und 35°C liegen). Das Tier sollte ruhig und halbdunkel untergebracht werden.


  3. Bitte einen Experten zu Rate ziehen (siehe oben) und ihm den Findling möglichst rasch zeigen!


  4. Futter besorgen! Mauersegler sind reine Insektenfresser. Sie fangen in der Luft verschiedene, meist weichhäutige Insekten und Spinnen. Deshalb dürfen sie auch in menschlicher Obhut nur mit Insekten gefüttert werden! Andere Futtermittel können zu Verdauungsstörungen, Gefiederschäden, Mangel- und Organerkrankungen, bis hin zum Tod des Tieres führen.
    Am besten eignen sich Heimchen (Achaeta domestica) zur Fütterung von Mauerseglern. Man erhält sie im Zoohandel und tötet sie durch Tieffrieren ab. Sie werden dann portionsweise in lauwarmem Wasser aufgetaut und, nachdem die Beine entfernt wurden, verfüttert. Bis die geeigneten Futtertiere zur Hand sind, kann man auf Spinnen und Nachfalter zurückgreifen. Auch Drohnenbrut (hier können Imker weiterhelfen!) ist als Ersatzfutter und Aufbaunahrung sowie als Beifutter zur Heimchendiät bestens geeignet (Drohenlarven sollten einmal kurz mit heißem Wasser überbrüht werden, da sonst die Gefahr besteht, das Gefieder des Vogels zu verkleben).
    Um eine ausgewogene Ernährung zu gewährleisten, müssen den Heimchen regelmäßig Vitamine und Mineralstoffe zugesetzt werden. Tierärzte, Apotheker und Zoofachhändler können geeignete Präparate empfehlen.
    Wichtig: Stets den Kot kontrollieren und immer sofort entfernen. Der Kot sollte von einem Häutchen umgeben und daher mittelfest sowie dunkel mit weißer Haube sein. Er sollte weder eine flüssige noch eine fadenförmige Konsistenz aufweisen (Fütterungsfehler!).


  5. Das Futter anfangs nur in kleinen Mengen reichen und warten, ob der Vogel Kot absetzt. Erst wenn der Stoffwechsel wieder zuverlässig arbeitet, dürfen „normale Portionen“ verfüttert werden. Diese bestehen für Jungsegler aus etwa 3 bis 6 Heimchen (20 bis 30 mm groß), die stündlich verfüttert werden. Gefüttert wird mit sauberen Händen (vor der Fütterung waschen) und stumpfer Pinzette, damit möglichst wenige Keime in den Rachen des Vogels eingeschleppt werden.

Wie wird ein Mauersegler gefüttert?

Gefüttert wird einmal pro Stunde zwischen 7.00 und 22.00 Uhr. Eine Mahlzeit besteht aus mindestens 3 bis 6 Heimchen (ca. 15 – 25 mm groß). Wenn der Stoffwechsel zuverlässig funktioniert und der Vogel noch hungrig ist, dürfen auch mehr Heimchen verfüttert werden.

Junge Mauersegler „sperren“/„betteln“ in der Regel in Gefangenschaft nicht. Deshalb müssen sie meistens zwangsgefüttert werden. Dabei muss man sehr vorsichtig sein, da der Schnabel leicht brechen oder sich verbiegen kann! Zur Fütterung setzt man sich am besten an einen Tisch und fixiert den Segler mit einer Hand auf einem Handtuch. Der Rücken des Vogels sollte möglichst mit einem Taschentuch abgedeckt werden, damit sich das Fett der menschlichen Haut nicht auf das Gefieder überträgt. Der Vogel wird locker, aber sicher gehalten. Mit der anderen Hand öffnet man nun vorsichtig den Schnabel, indem man den Fingernagel zwischen Ober- und Unterschnabel schiebt. Nun hält man den Schnabel mit dem Zeigefinger der fixierenden Hand geöffnet. Die freie Hand greift mit einer stumpfen, vorn abgerundeten Pinzette ein Heimchen und schiebt es sanft über und hinter die Zunge in den Schlund des Vogels. Der Schnabel wird geschlossen. Wenn das Heimchen vor der Fütterung in Wasser getaucht wird, kann dies das Abschlucken erleichtern.

Der Umgang mit Mauerseglern

Die Betreuung erwachsener Mauersegler kann große Ansprüche an die Tierliebe des Pflegers stellen. Die Vögel verhalten sich oft wenig kooperativ. Jungsegler sind dagegen in der Regel reizende Pfleglinge, die sich gerne mit einem Fingernagel vorsichtig an der Kehle kraulen lassen und dem Menschen gegenüber meist keine Angst zeigen. Trotzdem sollte man den Vogel so selten wie möglich anfassen. Außer zum Füttern und Saubermachen überläßt man den Segler sich selbst. Mauersegler sollten weder herumgetragen, noch gestreichelt werden, weil sich dadurch das Fett der menschlichen Haut auf das Gefieder überträgt. Ein intaktes Gefieder ist für den Segler später lebenswichtig! Das Gefieder mit dem ein Jungsegler in die Freiheit entlassen wird, muss ihn etwa zwei Jahre lang tragen! Der Segler befindet sich in dieser Zeit fast ununterbrochen in der Luft!

Mauersegler reagieren sehr schreckhaft auf Berührungen ihres Rückens, man sollte sie deshalb möglichst nicht von oben greifen.

Verlieren sie auch bei einem ungebärdigen Vogel niemals die Geduld. Bleiben sie im Umgang mit dem Pflegling immer entspannt und ruhig. Wenn sich der Segler panisch festkrallt, lösen sie vorsichtig eine Kralle nach der anderen. Versetzen sie sich in die Lage des Vogels, dem alles was wir mit ihm veranstalten zunächst fremd und furchteinflößend erscheinen muss.

Wie wird ein Mauersegler gestartet?

Segler durchlaufen im Unterschied zu anderen handaufgezogenen Jungvögeln keine „Volierenphase“. Junge Segler haben auch in freier Wildbahn nach dem Verlassen des Nestes keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern. Eine Führungsphase, wie bei jungen Singvögeln gibt es bei Mauerseglern nicht. Somit können wir davon ausgehen, dass sich unser handaufgezogener Mauersegler problemlos in Freiheit zurechtfinden wird.

Ein junger Mauersegler zeigt mit seinem Verhalten, wann er flügge ist (siehe unten). Er muss weder lernen, selbständig zu fressen, noch benötigt er Flugübungen in der Wohnung. Für das nötige Muskeltraining sorgt der Jungsegler selbst (siehe unten).

Segler starten normalerweise, indem sie sich von einem erhöhten Punkt aus fallen lassen und dann sofort hoch in den Luftraum aufsteigen. Jeder gesunde und kräftige Mauersegler kann aber auch vom Boden aus auffliegen, wenn die ihm zur Verfügung stehende Startbahn nur lang genug ist.

Wählen sie zum Starten ihres Pfleglings eine weiträumig übersichtliche, von nur niedriger Vegetation bedeckte Fläche. Stellen sie sich (möglichst vormittags) gegen den Wind, und setzen sie den Segler auf ihre flache Hand. Dann heben sie ihn über ihren Kopf. Jetzt benötigen sie nur noch etwas Geduld. Der Jungsegler wird den Zeitpunkt seines Startes selbst wählen und irgendwann von ihrer Hand abspringen. Drängen sie den Vogel bitte nicht! Wenn der Start nicht beim ersten Mal gelingt, klappt es vielleicht ein paar Tage später. Warten sie mit dem Startversuch, wenn ein Falke über ihrem Startplatz auftaucht, bis der Jäger verschwunden ist.

Ein Mauersegler ist kein Haustier! So zutraulich sich der Vogel auch verhält, er muss unbedingt in die Freiheit entlassen werden. Ein Leben in ständiger Gefangenschaft ist für einen Mauersegler unter keinen Umständen akzeptabel und in jedem Fall als Tierquälerei zu werten! Ist ein Mauersegler aus irgendeinem Grund dauerhaft flugunfähig und kann kein artgerechtes Leben in Freiheit führen, dann sollte er von einem Tierarzt in Narkose gelegt und schmerzlos eingeschläfert werden.

Das Verhalten junger Mauersegler

Generell sind Mauersegler sehr gesellig. Junge Mauersegler sind deshalb untereinander meist verträglich, und wenn möglich, sollten mehrere Segler gemeinsam aufgezogen werden. Auch Altsegler sind oft entspannter, wenn sie einen Jungvogel zur Gesellschaft erhalten. Die Segler putzen sich gegenseitig, ruhen zusammen – oft sogar eng aneinander geschmiegt – und lassen stundenlang ihr leises Gezwitscher hören.

Das Flugtraining beginnt etwa in einem Alter von vier Wochen. Der junge Segler stemmt mit hoch gestelltem Schwanz seinen Körper mit gestreckten Flügeln hoch. Später wird er seinen Körper auf diese Weise 10 Sekunden und länger in der Luft halten. Eine andere Übung besteht darin, kräftig mit den Flügeln zu schlagen. Diese Aktivitäten sind für die Kräftigung der Flugmuskulatur sehr wichtig. Der Behälter, in dem der Segler untergebracht ist, darf deshalb nicht zu klein bemessen sein.

Folgende Verhaltensänderungen lassen darauf schließen, dass ein junger Mauersegler flügge ist:

  • Der Vogel ist sehr unruhig, trainiert ausdauernd und putzt sich intensiv.
  • Der Vogel frißt sehr unlustig, würgt sein Futter immer wieder heraus und verweigert schließlich die Nahrungsaufnahme.
  • Blicken sie auf die Unterseite der Flügel und pusten sie die Deckfederchen etwas zur Seite. Deutlich kann man nun die grauweißen Federspulen, aus denen die Schwungfedern herauswachsen erkennen. Erst wenn diese Spulen nicht mehr zu sehen sind, ist der Vogel ausgewachsen und bereit zum Start.

Literatur:

  1. Christiane Haupt (2001): Mauersegler in Menschenhand: Erste Hilfe – Aufzucht und Pflege – Tierärztliche Versorgung; Deutsche Gesellschaft für Mauersegler e.V., Sandäckerstr. 43, 65933 Frankfurt am Main.


  2. Ingeborg Polaschek: Elternlose Jungvögel; Verlag Natur & Wissenschaft, Solingen.

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